Erinnerungen an die Regionalliga West
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Im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund ist das Buch „Geschichte der Regionalliga West“ vorgestellt worden. Autor Hardy Grüne präsentierte sein Werk gemeinsam mit ehemaligen Spielern, die zwischen 1963 und 1974 in der damaligen 2. Liga aktiv waren.

Unter den Gästen waren frühere Profis von Rot-Weiss Essen – Herbert Weinberg, dem VfL Bochum – Hans Walitza, Klaus Franke und Jürgen Steinmann, sowie der SG Wattenscheid 09 – Helmut Horsch, Detlef Rosellen und Manfred Behrend, die damals zusammen mit Hannes Bongartz auf dem Platz standen. Bochums früherer Torjäger Hans Walitza, der von Schwarz-Weiss Essen an die Castroper Straße wechselte und später am Aufstieg in die Bundesliga maßgeblich beteiligt war, berichtete ebenso von seiner Karriere wie andere Weggefährten.

In den Gesprächen wurde deutlich, wie sehr Funktionäre jener Jahre den Weg ihrer Vereine prägten. Beim VfL Bochum stellte Präsident Ottokar Wüst die Weichen für eine professionelle Mannschaft. In Wattenscheid war es Klaus Steilmann, der als Mäzen und Unternehmer Spieler nicht nur förderte, sondern ihnen nach der aktiven Laufbahn auch berufliche Perspektiven bot. Viele ehemalige Aktive betonten, dass diese enge Bindung zwischen Verein und Arbeitsplatz heute kaum mehr möglich sei.

(c) Sebastian Sendlak

Dortmund, Leverkusen, Bochum – Große Namen im heutigen Profi-Fußball

Neben den genannten Teams waren zu der Zeit auch Vereine wie Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen oder Arminia Bielefeld in der Liga unterwegs. Vereine wie der Lüner SV oder die Spielvereinigung Erkenschwick hingegen findet man hingegen heute nicht mehr im Profi-Fußball.

Die Regionalliga West galt in jener Zeit als spielstarke Liga. Transfers überregionaler Spieler waren selten. Ein Neuzugang aus Aachen war in Bochum bereits eine Ausnahme, ein Akteur aus Stuttgart galt als „Ausländer“. Zuschauerzahlen von 20.000 waren keine Seltenheit, viele Fans gingen zu Fuß zum nächsten Auswärtsspiel im Revier.

Neben Anekdoten über Spiele unter tropischen Bedingungen in Brasilien oder ausschweifende Feiern von Vereinspräsidenten erzählten die Ex-Profis auch von Trainern wie Karl-Heinz Feldkamp, der erst nach seiner Zeit bei Wattenscheid mit taktischen Konzepten in Berührung gekommen sein könnte.

Das Buch beleuchtet neben sportlichen Erinnerungen auch die Entwicklung des Fußballs hin zur Kommerzialisierung ab Mitte der 1970er Jahre. Grüne, der sich seit vielen Jahren mit den Strukturen des deutschen Fußballs unterhalb der höchsten Ligen beschäftigt, versteht seine Arbeit als Beitrag zur Erinnerungskultur. „Noch heute erfreut sich der Fußball in den unteren Ligen großer Beliebtheit, auch beim jüngeren Publikum“, sagte er.

Die Publikation verbindet historische Einblicke mit persönlichen Geschichten und gibt einen Eindruck von einer Zeit, in der Fußball im Ruhrgebiet noch stark lokal geprägt war. Prädikat: Besonders lesenswert.

Erhältlich ist das Buch über den Zeitspiel-Verlag