
Pressegespräch zur Ausbildungsbilanz 2025 in Bochum
(c) Sebastian Sendlak
Im Ruhrgebiet zeigt sich ein gesellschaftlicher Wandel, der weit über Mobilitätsfragen hinausgeht. Immer weniger junge Menschen machen den Führerschein, während ältere Generationen dafür oft nur Kopfschütteln übrig haben. Das Auto verliert seinen Symbolwert als Zeichen von Freiheit. Stattdessen spielt das digitale Leben die Hauptrolle. Treffen finden online statt, Unabhängigkeit bedeutet heute weniger Fahren als Vernetzen.
Pandemie, Klimakrise und geopolitische Spannungen haben das Sicherheitsgefühl vieler Jugendlicher verändert. Die aktuelle Shell-Jugendstudie beschreibt eine Generation, die sich stärker um globale Krisen sorgt als um materielle Statussymbole. Während frühere Generationen möglichst schnell ans Steuer wollten, genügt heute das Smartphone als Zugang zur Welt.
Doch diese Verschiebung im Denken hat Folgen für Wirtschaft und Arbeitsmarkt. Im gesamten Ruhrgebiet stehen Unternehmen vor der Herausforderung, Nachwuchs zu gewinnen und auszubilden. Viele Betriebe klagen über fehlende Bewerberinnen und Bewerber – vor allem in handwerklichen und technischen Berufen. Der Fachkräftemangel trifft die Region mit Wucht.
Ausbildung bleibt Schlüssel zur Zukunft
Arbeitsagenturen und Wirtschaftspartner betonen die Bedeutung der dualen Ausbildung. Sie gilt als zentrales Instrument, um Fachkräfte für morgen zu sichern. Doch trotz vieler offener Lehrstellen bleibt die Zahl der Bewerbungen hinter den Erwartungen zurück. Jugendliche sind wählerischer, Ausbildungsabbrüche häufiger. Viele suchen nach Sinn, Nachhaltigkeit und Flexibilität – Werte, die nicht immer mit klassischen Arbeitsmodellen vereinbar sind.
Unternehmen reagieren unterschiedlich: Einige passen ihre Ausbildungsprogramme an, setzen auf digitale Lernformen oder fördern Eigeninitiative und Teamarbeit. Ausbildungsleiter aus der Industrie berichten, dass junge Menschen neue Impulse einbringen – besonders im Bereich Digitalisierung. Andere Betriebe kämpfen dagegen mit strukturellen Problemen, fehlender schulischer Basis bei Bewerbern oder mangelnder Berufsorientierung an Schulen.
Herausforderung für alle Partner
Wirtschaftsverbände, Gewerkschaften und Handwerkskammern fordern ein gemeinsames Vorgehen. Es brauche mehr Praxisnähe, bessere Information und ein gesellschaftliches Umdenken. Eine Ausbildung sei keine zweite Wahl, sondern ein gleichwertiger Weg neben dem Studium.
Das Handwerk verweist auf vielfältige Aufstiegschancen – vom Gesellen bis zum Meister, vom Azubi zum Unternehmer. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels biete die duale Ausbildung Sicherheit, Sinn und Zukunftsperspektive.
