Industriekultur zwischen Lichtkunst, Klang und Begegnung
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Extraschicht 2025 unter dem Bergbaumuseum

Am 28. Juni 2025 verwandelte sich das Ruhrgebiet erneut in ein kulturelles Netzwerk aus Licht, Bewegung und Geschichte. Die 23. ExtraSchicht brachte an 35 Spielorten in 18 Städten über 150.000 Menschen zusammen. Von 18 bis 2 Uhr präsentierte sich das ehemalige Industriezentrum als lebendige Bühne für Kunst, Musik und Performance.

Zwischen Vergangenheit und Zukunft

Zahlreiche Industrieanlagen, Museen und Kulturräume wurden für eine Nacht zum Schauplatz kreativer Inszenierungen. Unter dem diesjährigen Motto „TRÄUME?!“ verbanden sich historische Orte mit neuen Ideen: Lichtinstallationen an alten Fördertürmen, Klangcollagen in ehemaligen Werkshallen, zeitgenössischer Zirkus in Maschinenparks.

Die ExtraSchicht zeigte, wie vielschichtig das Ruhrgebiet kulturell arbeitet. Die Grenzen zwischen Kunstformen und Orten verschwammen. Straßenkunst traf auf Hochkultur, regionale Nachwuchsbands auf internationale Acts. Besucher:innen begegneten historischen Zechen, visionären Installationen und spontanen Dialogen auf Augenhöhe.

Orte mit Identität

Viele Standorte legten ihren Schwerpunkt auf ortsspezifische Themen: In einer ehemaligen Zechenwerkstatt wurde recycelter Müll zur Musik. Auf einem alten Bergwerksgelände erzählten Artist:innen an Seilen hängend von Arbeit und Wandel. Ein Museum rückte Insekten in Industrienatur ins Licht. Und auf dem Gelände eines ehemaligen Stahlwerks verschmolzen Tanz, Projektionen und Akrobatik zu einer raumgreifenden Choreografie.

Multimedial und mehrsprachig

Musikalisch reichte das Spektrum von Jazz über elektronische Klänge bis zu klassischem Ensemble. Künstler:innen aus der Region teilten sich die Bühne mit internationalen Acts. Dazu kamen Walk-Acts, Straßentheater, digitale Visuals und poetische Performances. Viele Beiträge funktionierten ohne Sprache – und machten so kulturelle Teilhabe ohne Barrieren möglich.

Logistik für Kultur

Die Anreise wurde durch ein eng getaktetes Shuttle-System zwischen den Städten erleichtert. Wer wollte, konnte mehrere Spielorte in einer Nacht besuchen – vom Zechenstandort über eine Hafenpromenade bis zum Museumshof. Diese Mobilität ist Teil des Konzepts: ExtraSchicht lebt von der Bewegung – inhaltlich wie räumlich.

Blick nach vorn

Die Veranstaltung zeigte erneut, wie Orte des Umbruchs kulturell genutzt und neu erzählt werden können. Die ExtraSchicht ist dabei nicht nur ein Festivalabend, sondern Ausdruck regionaler Identität im Wandel. Industriegeschichte wird nicht museal bewahrt, sondern kreativ weiterentwickelt.

Die nächste ExtraSchicht ist für den 27. Juni 2026 geplant. Dann wird das Ruhrgebiet wieder eine Nacht lang zur offenen Bühne zwischen Erinnerung und Aufbruch.