
SES_RJSYMB20250617-29
Thyssen Krupp Werk Duisburg
thyssenkrupp-Sanierung trifft Standorte zwischen Duisburg, Bochum und Siegerland
Die Einigung auf den Sanierungstarifvertrag „Neuaufstellung Stahl“ zwischen thyssenkrupp Steel und der IG Metall markiert einen Wendepunkt für die Stahlindustrie im Ruhrgebiet. Mit dem geplanten Abbau von rund 1.600 Stellen im Produktionsnetz, zusätzlichen 3.700 durch Effizienzmaßnahmen und bis zu 4.000 weiteren durch Ausgliederungen stellt sich die Branche auf einen tiefgreifenden Strukturwandel ein.
Im Mittelpunkt der Restrukturierung steht das Produktionsnetz von thyssenkrupp. In Duisburg, Europas größtem Stahlstandort, soll der Hochofen 9 zu Beginn des nächsten Geschäftsjahres stillgelegt werden. Der Hochofen 8 folgt, sobald die neue Direktreduktionsanlage einsatzbereit ist. Das Projekt steht symbolisch für den technologischen Wandel hin zu klimafreundlicherer Stahlproduktion. Gleichzeitig droht mit dem Abbau klassischer Produktionskapazitäten ein Verlust industrieller Substanz.
In Bochum sollen gleich zwei Werke geschlossen werden: Das Warmbandwerk 3 soll Anfang 2026 vom Netz gehen, das Werk für Elektroband an der Castroper Straße bis spätestens 2027/28. Auch in Hohenlimburg, wo eine Stranggießanlage ertüchtigt werden soll, sowie in Kreuztal-Eichen, das vorerst weiter betrieben wird, wirken sich die Maßnahmen direkt aus. Die Investitionen dort sollen die wirtschaftliche Basis sichern – ein Ziel, das unter wachsendem Kostendruck steht.
Die Sanierung betrifft nicht nur einzelne Standorte, sondern zieht sich durch das gesamte Ruhrgebiet. Die geplanten Veränderungen treffen Unternehmen, Belegschaften und Kommunen gleichermaßen. Auch wenn betriebsbedingte Kündigungen vermieden werden sollen, sind die Beschäftigten mit unsicheren Perspektiven konfrontiert. Die Vereinbarung sieht Kürzungen bei Sonderzahlungen, Arbeitszeitreduzierungen und weitere Einschnitte vor – sowohl im Tarif- als auch im außertariflichen Bereich.
Für die IG Metall ist die Zustimmung der Mitglieder Voraussetzung für die Umsetzung des Tarifvertrags. Auch die künftige Finanzierung von thyssenkrupp Steel ist noch offen. Der Konzern steht damit vor einer doppelten Herausforderung: wirtschaftlich zu überleben und gleichzeitig ökologisch umzusteuern.
Für das Ruhrgebiet, dessen industrielle Geschichte eng mit der Stahlproduktion verknüpft ist, beginnt eine neue Phase des Wandels. Der Umbau ist notwendig, aber er birgt soziale Risiken. Wie sich dieser Wandel ausgestaltet, wird über die Zukunft vieler industrieller Arbeitsplätze in der Region entscheiden.